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Camp & Trash – Exzerpt aus meinem gleichnamigen Artikel für das "Handbuch Popkultur", hg. von Thomas Hecken & Marcus Kleiner

Veröffentlicht am 25.07.2017

"Die Hochkonjunktur von Camp in den 1960er, 70er und 80er Jahren, wie sie unter anderem in Andy Warhols 'Drag Queen Series' und seiner Verklärung des Trivialen, der Oberfläche und des Konsums sinnfällig wird, belegt nicht nur den Wandel hin zu Gesellschaften, die Sinnlichkeit, Diesseitigkeit, Homosexualität – nicht nur als sexuelle, sondern auch als kulturelle Praxis – und queeren Phänomenen offener gegenüberstehen, als dies zuvor der Fall war. Hier zeigt sich auch der Wandel von der Produktions- zur Dienstleistungsgesellschaft – und damit von einer am Privaten orientierten „Culture of Character“ zu einer auf den öffentlichen Auftritt fixierten 'Culture of Personality' (Susman 2012)."

"Galt Müll früher als das, was verschwindet und verrottet, und Hochkultur wiederum als das, was bleibt und Gültigkeit behält, so hat sich … diesbezüglich der Wind gedreht. Nicht nur, dass der Nuklearmüll Jahrtausende Bestand haben wird und deshalb, in der Nachfolge der Gotteskulte, die Entwicklung neuer 'Müllkulte' nahelegt (Brock 2008). Im Zuge der postmodernen (Re-)Valorisierungsprozesse hat der metaphorische Müll die der Hochkultur attestierte, von der Hochkultur erwartete Langlebigkeit übernommen: The Rolling Stones und AC/DC sind noch immer auf Tour; die Aufnahme immer marginalerer kultureller und künstlerischer Phänomene in Lexika, Kanons und Archive steigert ihren Ewigkeitswert; rhizomatische Dispersion im digitalen Raum garantiert, solange die Energie- und Rohstoffversorgung sichergestellt ist, ihre Persistenz. Ars vincit omnia – um nicht gegen den buchstäblichen Müll ins Hintertreffen zu geraten, mussten Kunst und Kultur selbst zu Müll werden."